Zeitungsartikel im Walliser Boten
Toni Wimmer...
Heute vor einem Jahr, am 11. Januar 2019,
habe ich in den sozialen Medien gelesen,
dass Toni Wimmer in Nussdorf zum Bürgermeisterkandidaten
bestimmt worden
ist. «Toni wer?» werden Sie sich jetzt
wohl fragen. Toni Wimmer, zwischenzeitlich
49-jährig, Kriminalhauptkommissar.
Eigentlich keine weltbewegende Neuigkeit,
ist doch Nussdorf eine deutsche Gemeinde
im Chiemgau mit gerade mal 2500
Einwohnern. Trotzdem habe ich mich gefreut.
Für Toni. Doch alles der Reihe nach.
Ende Februar 2016 haben wir am Vorabend
des Spiels zwischen Borussia Dortmund
und der TSG Hoffenheim, der BVB
hat übrigens tags darauf 3:1 gewonnen, in
der Brauerei «Zum Alten Markt» vier Deutsche
kennengelernt. Darunter Toni Wimmer.
Sie haben sich am Nebentisch über
unsere Sprache lustig gemacht; sie, die
Oberbayern, die in Deutschland kaum jemand
versteht. Und dies nicht nur der
Sprache wegen.
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen
sind wir miteinander ins Gespräch
gekommen. Gemeinsamkeiten verbinden.
Der Lauteste war Toni Wimmer. Familienvater,
Kommissar, CSU-Mitglied, sympathisch,
so wie Tonis eben sind, und – Sie
ahnen es – Fan von Bayern München. Nun
gut, nur deshalb wird man nicht gleich unsympathisch,
schliesslich sind auch gute
Kollegen von mir Bayern-Fans. Zurück im
Hotelzimmer haben wir Traditionalisten
uns ganz modern sofort sozial verlinkt.
«Mit der Mitte-
Fraktion kennt die
Schweiz nun eben-
falls eine Unions-
Fraktion. Die wahren
Bewährungsproben
stehen zwar noch
aus, aber die ersten
Schritte sind erfolg-
reich absolviert»
Seither sind wir Freunde, zumindest auf
Facebook. Toni hat meine Wahlkämpfe
verfolgt, Gemeinderats-, Präsidenten-,
Grossrats- und Nationalratswahlen; ich
verfolge den seinen. Seit einem Jahr frage
ich mich, wann er denn endlich Bürgermeister
werden wird. Irgendwann habe ich
ihm geschrieben, ob er eigentlich mit allen
persönlich spreche wolle, dass er so lange
Wahlkampf betreibe. «Fast», so seine kurze
Antwort. Sein schelmisches Lächeln war
dabei jedem einzelnen Buchstaben zu
entnehmen.
Nussdorf habe ich übrigens nur ein einziges
Mal besucht, online, auf dessen Internetseite.
Seine Meereshöhe ähnelt der von
Naters, die ländliche Prägung auch. Politisch
sind wir uns näher als geografi sch.
Die Sorgen ähneln sich. Berlin ist weit weg,
Bern zumindest nicht nahe. Sparsame Finanzpolitik,
Stärkung der einheimischen
Betriebe sowie der Landwirtschaft, sorgsamer
Umgang mit der Umwelt, Förderung
der Attraktivität für Familien und eine
bürgerfreundlich ausgestaltete Politik.
Was ich im Online-Flyer der CSU Nussdorf
lese, könnte auch in demjenigen der CVP
Oberwallis stehen. Die Werte in Oberbayern
und im Oberwallis sind die gleichen,
die Stärke der Christdemokraten auch,
aller politischen Konkurrenz zum Trotz.
Die CSU ist nicht zuletzt dank der seit 1949
bestehenden Unionsfraktion mit der CDU,
vor allem aber dank ihrer fi nanziellen, organisatorischen
und programmatischen
Eigenständigkeit erfolgreich. Mit der Mitte-
Fraktion – CVP – EVP – BDP kennt die
Schweiz nun ebenfalls eine Unions-Fraktion.
Die wahren Bewährungsproben stehen
zwar noch aus, aber die ersten Schritte
sind erfolgreich absolviert. Entscheidend
für den dauerhaften Erfolg wird aber
auch hier die finanzielle, organisatorische
und programmatische Eigenständigkeit
der Parteien sein. Dies gilt erst recht, sollte
die Zusammenarbeit dereinst über die
Bundeshausfraktion hinausgehen. Die Erfolge
von CDU/CSU sind hierfür Vorbild –
auch was die Frage des «C» betrifft – denn
sie zeigen, wie eine Volkspartei landesweit
erfolgreich sein kann, ohne in seinen
Stammlanden an Attraktivität einzubüssen.
Der Wahlkampf von Toni Wimmer dauert
übrigens noch 64 Tage. Am 15. März
2020 ist es so weit, dann sind die Kommunal-
und Bürgermeisterwahlen. Lieber Toni,
ich drücke dir bereits jetzt die Daumen. – Artikel von Philipp Matthias Bregy